Geschichte des MTG
Von den Anfängen
Am 1. Mai 1887 übernahm die Stadt Erlangen unsere Schule als "Städtische Höhere Töchterschule". Sie ging aus dem seit 1873 bestehenden "Vömel´schen Privat-Töchterinstitut" hervor, das von den Schwestern Rosa und Marie Vömel geleitet wurde und das Haus in der Friedrichstraße 35 (Lyncker'sches Palais, heute Musikschule) bewohnte. Eine Vorläuferschule dazu soll es bereits 1820 gegeben haben.
Nach Marie Vömels Tod 1886 wurde die Schule ein Jahr lang von verschiedenen privaten Trägerschaften weitergeführt, bis sich die Stadt entschloss, die Schule zu übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt unterrichteten dort sieben Lehrer(innen) und ein Pfarrer. Die Schule basierte auf der Realschulidee des 18. Jahrhunderts, die im Gegensatz zu den humanistischen Gymnasien nicht die alten Sprachen, sondern praktische Fächer, moderne Fremdsprachen und Naturwissenschaften in den Vordergrund stellte. Ziel sollte es sein, "die Mädchen aus dem sogenannten Mittelstande" zu "guten und glücklichen Weltbürgerinnen, Gattinnen, Hauswirtinnen und Müttern" zu erziehen.
Das Klassensystem sah damals folgendermaßen aus:
1. bis 3. Jahrgang: I. Unterklasse (Einschulung im Alter von sechs Jahren)
4. und 5. Jahrgang: II. Mittelklasse
6. und 7. Jahrgang: III. Oberklasse
Diese drei Klassen bildeten zusammen die Volksschule, in einer Fortbildungsklasse für den 8. und 9. Jahrgang konnte ein höherer Abschluss erlangt werden.
Tiefgreifende Reformen1904 wurde der Schule eine Lehrerinnenbildungsanstalt angeschlossen, in der zukünftige Lehrerinnen ausgebildet wurden (der Beruf des Lehrers war damals noch kein akademischer Beruf). Mit dieser Angliederung ging auch die Namensänderung in "Städtische höhere weibliche Bildungsanstalt" einher.
Auch das Klassensystem wurde geändert. Von nun an war die Schule in drei Abschnitte unterteilt: Die Seminarübungsschule für die Klassen 1 bis 7, nach der die allgemeine Schulpflicht endete, die Präparandinnenschule für die Klassen 8 bis 10, die auf das Lehrerseminar für die Klassen 11 und 12 (I. und II. Kurs) vorbereiten sollte. In Letzterem durften auch Lehrer unterrichten, während in der Seminarübungsschule (hier "übten" die Teilnehmerinnen des Lehrerinnenseminars) und in der Präparandinnenschule nur Lehrerinnen arbeiteten.
Da die Zahl der Schülerinnen stetig wuchs, wurde mit der Zeit das Schulhaus in der Friedrichstraße zu klein. Deshalb beschloss die Stadt im Jahr 1908, auf dem Grundstück in der Schillerstraße 12 ein größeres Gebäude zu errichten. Im selben Jahr wurde mit dem Bau begonnen und am 18. September 1909 konnte die Einweihung gefeiert werden. Das Schulhaus verfügte damals über 14 Klassenzimmer, und jeweils einen Arbeits-, Physik-, Musik- und Turnsaal.
Als das bayerische Königspaar für den 27. Juli 1914 seinen Besuch in Erlangen ankündigte, wurde beschlossen, zu Ehren von Königin Marie Therese (2.7.1849 - 3.2.1919) der Schule den Namen "Marie-Therese-Schule" zu geben. Allerdings bezog sich dieser Name weniger auf die Schulgemeinschaft selbst, sondern nur auf das Gebäude. Obwohl der Besuch des Königspaares wegen des Kriegsausbruchs abgesagt wurde, erhielt die Schule trotzdem ihren Namen.
Im Jahr 1917 trat erneut eine Schulreform in Kraft, welche die Seminarschule auf vier Jahre verkürzte (entspricht der heutigen Grundschule) und die Präparandinnenschule auf sechs Jahre verlängert wurde. Sie erhielt damit den Namen "Höhere Töchterschule" und wurde später in "Mädchenlyzeum" umbenannt. Die Lehrerinnenbildungsanstalt wurde von der Schule getrennt. Da nach dem Krieg immer mehr Schüler von auswärts die Schule besuchten, wurde am 1. September 1920 ein zur Schule gehöriges Wohnheim in der Rathsberger Straße 3 (heute Musikinstitut) eröffnet. Dieses gab bis zu seiner Schließung 1969 jenen Schülerinnen ein Zuhause, für die es nicht möglich war, den weiten Schulweg täglich auf sich zu nehmen.
1925 wurde eine Trennung von der Seminarübungsschule vorgenommen, die Lehrerinnenbildungsanstalt wurde verstaatlicht und ihre Trennung von der Schule wurde wieder aufgehoben. Die Marie-Therese-Schule bestand nun aus dem Mädchenlyzeum und der staatlichen Bildungsanstalt.
Die Schule in Zeiten des Nationalsozialismus
1935 wurde die Lehrerinnenbildungsanstalt in "staatliche deutsche Aufbauschule" umbenannt, an der es von nun an möglich war, die Hochschulreife zu erlangen (ab 1933 war für Lehrer das Studium Pflicht). Eine weitere Folge der NS-Herrschaft war, dass der dem Regime nicht genehme Direktor Dr. Wolfgang Blos zum 1. März 1936 beurlaubt und durch den Parteitreuen Reinhold Burlein ersetzt wurde.
Während des Krieges konnte der Schulbetrieb weitgehend aufrechterhalten werden, da der Krieg Erlangen im Vergleich zu anderen Städten eher verschonte. 1945 musste der Unterricht jedoch in andere Schulen verlegt werden, da das Schulhaus als Lazarett benötigt wurde. Im April desselben Jahres wurde er komplett eingestellt.
Aufbaujahre
Erst zum Ende des Jahres konnte teilweise wieder in anderen Gebäuden unterrichtet werden, bis die Schule im Mai 1946 wieder bezogen wurde. Auch Direktor Dr. Blos wurde wieder eingestellt und die Aufbauschule erhielt ihren alten Namen, Lehrerinnenbildungsanstalt, zurück.
1949 entschloss man sich, die Lehrerinnenbildungsanstalt in eine Oberschule umzuwandeln, die später den Namen "Deutsches Gymnasium" bekam.
Das Mädchenlyzeum wurde 1946 zur Oberrealschule und 1949 zum Realgymnasium, das von nun an den Namen "Städtisches Realgymnasium für Mädchen (Mädchenoberrealschule im Abbau)" trug. Hier war Latein als erste Fremdsprache verpflichtend, Englischunterricht erhielt man ab der 3. (heute 7.) Klasse und Französisch ab der 6. (10.) Klasse. Zusätzlich gab es einen Zweig, der zur mittleren Reife führte. Hier war Englisch als erste und Französisch als zweite Fremdsprache vorgesehen.
Aufgrund der vielen Flüchtlinge, die es nach dem Krieg nach Erangen gezogen hatte, kam es in allen Schulen zu akutem Platzmangel. Von nun an durften auch Jungen in die Schule aufgenommen werden. Vorerst nur in die Lehrer(innen)bildungsanstalt, ab 1950 auch in das Realgymnasium. Die Schülerzahl wuchs somit auf beträchtliche 1042 an, für die jedoch nur die 14 Klassenräume zur Verfügung standen, weshalb der Unterricht in Schichten erteilt werden musste. Es wurde ein Anbau benötigt, der im Jahr 1955 eingeweiht werden konnte (heute der Mittelbau).
Ein Jahr später kam es nun zur endgültigen Trennung von der Lehrerinnenbildungsanstalt, da diese nach Nürnberg verlegt wurde (hieraus entstand die Erziehungswissenschaftliche Fakultät). Eine weitere Trennung wurde 1963 vollzogen, als das Deutsche Gymnasium aus den Räumlichkeiten an der Schillerstraße auszog und sich am Langemarckplatz niederließ (heute Christian-Ernst-Gymnasium). Hiermit hatte auch die ewige Raumnot vorerst ein Ende gefunden. 1965 beschloss das bayerische Kultusministerium, dass alle Schulen einen Namen erhalten sollten. Im städtischen Realgymnasium überlegte man nicht lange und einigte sich im Sinne der Tradition auf den Namen "Städtisches Marie-Therese-Gymnasium".
Hier wurde elf Jahre später auch ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig eingerichtet, für den mehr Physik- und Chemiesäle nötig waren. Aus diesem Grund wurde 1977/1978 ein Erweiterungstrakt gebaut.
Auch 2006 gab es wieder eine Einweihung zu feiern: In diesem Jahr waren die Räume für das achtjährige Gymnasium sowie eine Schulmensa fertiggestellt worden.