Qualitätsentwicklung im Unterricht
Im Rahmen eines pädagogischen Wochenendes fasste das Kollegium den Beschluss, sich über den wissenschaftlichen Status Quo der Hirnforschung zu informieren und die gewonnenen Erkenntnisse am MTG in die Praxis umzusetzen („Kleedorfer Beschlüsse“ von 2009). In den Folgejahren wurden eine Reihe von hochkarätigen Referent*innen zu schulinternen Fortbildungsveranstaltungen eingeladen und erfolgreich Impulse zu tiefgreifenden Qualitätsentwicklungsprozessen gesetzt:
Baustein1: Regelmäßige Vorträge an der Schule von hochkarätigen ExpertenProf. Dr. Bauer war einer der ersten, der am MTG das gesamte Lehrerkollegium, Eltern, Teile der Schülerschaft und Gäste in einem fesselnden Vortrag über seine Forschungsarbeit unterrichtete. Sein Hauptthema war die Darstellung der Belastungen im Lehrerberuf. Unter immer schwieriger werdenden Bedingungen scheinen unsere Schulen in eine Sackgasse geraten zu sein. Nur mit gemeinsamer Anstrengung der Gesellschaft sei es möglich Schulen und Unterricht in die richtige Richtung zu entwickeln, um den lernpsychologischen Erkenntnissen der Gehirnforschung Rechnung zu tragen.

Am 21.10. 2008 war Bernhard Bueb, der ehemalige Schulleiter des Internats Schloss Salem zu Gast am MTG. Sein Buch mit dem Titel „Lob der Disziplin“ wurde zu dieser Zeit in den Medien und auch in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. An unserem pädagogischen Tag stand allerdings nicht der Begriffsinhalt des Wortes „Disziplin“ auf der Tagesordnung, sondern die Frage „Was macht eine Schule zur guten Schule“. Mit den Informationen aus diesem Grundsatzreferat machten wir uns auf die Suche nach unserem Profil für die Zukunft. Kollegium, Eltern und Schülervertreter erarbeiteten noch an diesem Tag Thesen, welche Änderungen gewünscht und welche Dinge auf keinen Fall geändert werden sollten.
Diese Stoffsammlung war Grundlage für unsere gemeinsame Tagung in Kleedorf. Dort wurden im Februar 2009 in einem pädagogischen Wochenendseminar mehrere Beschlüsse in intensiver Arbeit vorbereitet und gefasst. Unter anderem wollten wir fortan die Unterrichtsentwicklung systematisch und professionell an aktuellen Forschungsergebnissen im Bereich der Lernpsychologie ausrichten.

Bereits am 19.11. des gleichen Jahres konnten wir unseren Wunschreferenten zu diesem Thema am Pädagogischen Tag begrüßen. Prof. Dr. Diethelm Wahl, Lehrstuhlinhaber für Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Weingarten, präsentierte seine Fortbildungsinhalte mit den von ihm vorgestellten Methoden. Damit konnte er einen großen Teil des Kollegiums und der ebenfalls anwesenden Eltern- und Schülervertreter überzeugen. Wechselseitiges Lehren und Lernen (WELL), Advance Organizer und Sandwichaufbau wurden auf diese Weise zu einem festen Bestandteil des Methodenfundus des MTG-Kollegiums.
Dr. Heinz Klippert, einer der angesehensten Pädagogen, wenn es um Schulentwicklung geht, referierte im November 2011 vor einer großen Zuhörerschaft aus allen Erlanger Schulen und fand mit seinem riesigen Fundus an Ideen für die Praxis des schülerzentrierten Unterrichtens großen Anklang.
Hier ein Interview aus Zeit-online
Mit Prof. Dr. Rolf Dubs hatten wir den ehemaligen Rektor der Universität St. Gallen zu Gast. Er arbeitete vor allem in den Bereichen Schulmanagement, Lehr-Lernverhalten, Schulentwicklung, Schulqualität, Didaktik der Wirtschaftswissenschaften und Lehrplangestaltung. Einen Tag lang gab er sein Wissen und seine Erfahrungen an die Schulgremien weiter. Nach seinem Vortrag traf er sich mit der Schulleitung, dem Personalrat und den Eltern- und Schülervertretern des MTG.
Prof. Dr. Eckart Liebau war unser Gast am Pädagogischen Tag 2014. Er referierte über die Bedeutung der ästhetischen Bildung in der Schule. Damit wurde ein wichtiger Orientierungspunkt für unsere Schulprofildiskussion gesetzt. Die Bedeutung der musisch-ästhetische Bildung für den Lernprozess war und ist eine Säule des MTG, deren Wirkung auf den „normalen“ Unterricht nicht genug betont werden kann.
Baustein 2: Gezielte individuelle Fortbildung der LehrkräfteWie können wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse am MTG umsetzen? Diese Frage stellen wir uns natürlich im Schulalltag immer wieder.
Impulsgebend für diesen Prozess sind neben den erwähnten Vorträgen auch die Diskussionen mit Experten im Rahmen der Fortbildungselemente, die in Lehrerkonferenzen regelmäßig zum Einsatz kommen.
Um Weichenstellungen und langfristige Zielsetzungen vorzunehmen, werden darüber hinaus in zweitägigen Klausurtagungen von unseren Funktionsträgern neue Impulse gesucht und in die Schule zurückgebracht. Dort werden nach intensiven Diskussionen im Rahmen eintägiger Fachschaftstage oder auch im Rahmen der Fachsitzungen verbindliche Beschlüsse gefasst, die das individuelle Unterrichtsgeschehen nachhaltig beeinflussen.
Über die Fachschaften soll dann die individuelle Weiterentwicklung der einzelnen Lehrerpersönlichkeiten koordiniert werden.
Beispielhaft kann dieser Prozess an folgenden Veranstaltungen nachgezeichnet werden.
2012 Tagung der Fachbetreuer auf Kloster Banz
2013 Tagung der Pädagogischen Funktionsträger in Hirschberg
2017 Tagung der Junglehrkräfte in Hirschberg
Baustein 3 : Festlegung der Kriterien guten Unterrichts Guter Unterricht…- beginnt mit günstigen Rahmenbedingungen und einer vorbereiteten Lernumgebung:
z.B.ausreichend Licht und Luft, eine Tischordnung, die schüleraktivierende Methoden zulässt … - benötigt eine positive emotionale Basis und gleichzeitig Rollenklarheit bei der Lehrkraft („3R“: Revier-Rituale-Regeln).
- fängt mit einem ritualisierten Auftakt an und endet mit einem klaren Schlussakkord.
- knüpft an Vorkenntnisse an und ist outputorientiert.
- weist ein hohes Maß an echter Lernzeit auf
z.B. durch Phasen selbstverantwortlicher Aneignung - ist klar strukturiert bei reduziertem Redeanteil der Lehrkraft
z.B. Agenda und/oder WELL – Methoden - verweist auf Advance Organizer und enthält kooperative Lernformen
Lerntempoduett, Multiinterview, Strukturlegetechnik etc. - gibt ausreichend Raum für Binnendifferenzierung und individuelle Förderung.
- ist transparent und berechenbar
z.B. im Hinblick auf Zeitpunkt und Erwartungshorizont von Leistungserhebungen und im Hinblick auf die Stoffverteilung - bedarf sorgfältiger Vor- und Nachbereitung.
Vergl. hierzu: Gudjons 2006, Helmke 2007, Meyer 2007, Wahl 2006.
Baustein 4: Regelmäßige Evaluation des Unterrichts- Evaluation des Fachunterrichts durch Lehrkräfte
- Evaluation innerhalb eines Jahrgangs
- Kollegiale Hospitation
Grundlage sind die „Evidenzbasierten Methoden der Unterrichtsdiagnostik und -entwicklung“ (EMU) nach Prof. Helmke, Uni Koblenz-Landau.
Baustein 5: Arbeit im TeamTeamarbeit wird als essentieller Bestandteil der Schulkultur gesehen und als solcher von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften erfahren.
Baustein 6: Vergleichbarkeit der LeistungsnachweiseViele Elemente davon wie z. B.
- die Agendaarbeit,
- der Advance Organizer,
- die kollegiale Hospitation oder
- die Erstellung gemeinsamer Schulaufgaben im Jahrgangstufenteam
konnten als integraler Bestandteil in unsere Unterrichtskultur implementiert werden.
Im Bewusstsein sich permanent ändernder Anforderungen und Rahmenbedingungen wissen wir als Kollegium jedoch, dass wir nicht stehen bleiben dürfen, uns im Rahmen beständiger Qualitätsentwicklungsroutinen immer weiterentwickeln müssen. Aus diesem Grund stehen wir im permanenten Austausch über unser Verständnis von Unterrichtsqualität und vernetzen uns mit anderen Schulen, z. B. im MINT EC-Netzwerk oder bei „Schulen im Aufbruch“.
In den letzten drei Jahren wurden eine Reihe von Themen angepackt, z. B.:
- die pädagogisch sinnvolle digitale Transformation des Unterrichts,
- die Entwicklung eines zeitgemäßen Fahrtenkonzepts und
- im Rahmen des Projekts „Schultag neu denken“ die Diskussion der Frage, welche Erfahrungen aus den Jahren der Krise wir im Rahmen unseres Fachunterrichts implementieren wollen.
Woran wir im laufenden Schuljahr verstärkt arbeiten wollen:
- die Einübung von Alltagskompetenzen und Stärkung demokratischer Strukturen in den Klassenstunden,
- die Verbesserung unserer Feedbackkultur durch verschiedene Evaluationsroutinen,
- die Überarbeitung unserer Nutzerordnung für Mobiltelefone und Tablets,
- die Verbesserung der individuellen Förderung, z. B. durch sprachsensibleren Unterricht, und
die Weiterentwicklung hin zur Klimaschule, um als einziges kommunales Gymnasium der Stadt Erlangen unseren Beitrag zum Erreichen der ehrgeizigen Klimaziele zu leisten.



