Das Städtische Marie-Therese-Gymnasium legt seit jeher einen besonderen Schwerpunkt auf die umfangreiche Qualifizierung seiner Schülerinnen und Schüler in den Fremdsprachen. Zum Pflichtprogramm eines jeden Gymnasiums in Bayern gehört es, dass die erste Fremdsprache in der fünften Jahrgangsstufe eingeführt wird und die zweite im darauf folgenden Schuljahr. Hierbei haben unsere Schülerinnen und Schüler folgende Wahlmöglichkeiten: Wird mit der Fremdsprache Englisch in der fünften Klasse begonnen, so kann im nächsten Schuljahr entweder Latein oder Französisch erlernt werden. Beginnt eine Schülerin/ ein Schüler mit Latein in der fünften Jahrgangsstufe, dann muss sie/ er im darauf folgenden Jahr mit Englisch starten.

Eine Besonderheit des Marie-Therese-Gymnasiums ist es, allen Schülerinnen und Schülern ab der zehnten Jahrgangsstufe die Möglichkeit zu eröffnen, eine spätbeginnende Fremdsprache, nämlich Chinesisch oder Französisch, zu erlernen. Dafür muss im Gegenzug entweder die erste oder die zweite Fremdsprache abgelegt werden. Ersetzt eine Schülerin/ ein Schüler das Fach Latein, so kann sie/ er trotzdem das „Große Latinum“ erwerben. Dies geschieht am Ende der neunten Jahrgangsstufe in Form einer schulinternen schriftlichen sowie mündlichen Prüfung, wobei die mündliche Prüfung durch mindestens ausreichende mündliche Leistungen der neunten Klasse ersetzt werden kann. Insgesamt darf die betreffende Schülerin/ der betreffende Schüler keine Note schlechter als Ausreichend im Jahreszeugnis dieser Jahrgangsstufe haben. Schließt eine Schülerin/ ein Schüler das Fach Latein in der achten Jahrgangsstufe mindestens mit der Note Vier ab, hat sie/ er bereits „Lateinkenntnisse“ erworben; wird die neunte Jahrgangsstufe mit mindestens dieser Note, aber ohne zusätzliche Prüfung beendet, so gilt zumindest das „Kleine Latinum“ als gesichert.

Wählt eine Schülerin/ ein Schüler die Option einer spätbeginnenden Fremdsprache, so muss diese Sprache – neben einer fortgeführten Fremdsprache (erste oder zweite) – bis zum Abitur fortgeführt werden. Dann besteht sogar die Möglichkeit, in Chinesisch bzw. Französisch spätbeginnend eine rein mündliche Abiturprüfung abzulegen.

Hinzugefügt werden sollte an dieser Stelle noch, dass das Marie-Therese-Gymnasium derzeit das einzige Gymnasium im Großraum Erlangen/ Nürnberg ist, welches Chinesisch als vollwertiges Unterrichtsfach in Form einer spätbeginnenden Fremdsprache und nicht nur als Wahlkurs anbietet.

Doch wie sieht nun die Unterrichtspraxis in den spätbeginnenden Fremdsprachen aus? Hierzu einige Eindrücke unserer „Pilotklassen“ des Schuljahres 2016/ 2017…

 

Chinesisch

Als die Nachricht publik wurde, dass man im Zuge der neuen Profilbildung des MTG unter anderem auch Chinesisch als spätbeginnende Fremdsprache in der 10. Klasse wählen könne, herrschte erstmal Skepsis. Die üblichen Klischees kamen zu Tage. So sei Chinesisch viel zu schwer und alleine die Schriftzeichen würden ein durchschnittliches Schülerhirn zum Schmoren bringen. Zusätzlich hätte man ja dann auch noch eine Stunde pro Woche mehr und müsse das Fach in der Oberstufe behalten. Doch bei genauem Hinsehen waren schnell viele Vorteile bei dem Erlernen einer spätbeginnenden Fremdsprache und speziell des Chinesischen zu finden: Chinesisch wird von 1,3 Milliarden Menschen als Muttersprache gesprochen und dazu im gesamten asiatischen Raum als Fremdsprache erlernt. Nicht zuletzt ist Chinesisch im Vergleich zu bisher erlernten Sprachen eine völlig neue Erfahrung, besonders in Bezug auf das Erlernen von Vokabeln und der vergleichsweise einfachen Grammatik.

Und so begannen siebzehn Schülerinnen und Schüler im September 2016 die ungewisse Reise hinein in die Sprache des Reiches der Mitte. Schnell bestätigten sich viele Vorteile, während sich Vorurteile in Luft auflösten. Dass Chinesisch anders ist als Latein und Englisch, war schnell zu spüren, schwerer ist es jedoch nicht. So gibt es im Chinesischen kaum Grammatik im Sinne von Deklination oder Konjugation, alleine Satzbau und kleine Hilfswörter entscheiden über den Sinnzusammenhang der Sätze.

Am Anfang der Lektionen lernt man die neuen Vokabeln zunächst in Pinyin, eine Hilfsschrift, die aus lateinischen Buchstaben und Lautzeichen besteht, und man ergänzt die Zeichen immer erst im Laufe der Lektion. Mit Feuereifer gingen wir Schülerinnen und Schüler ans Werk und konnten uns, auch dank intensiver Betreuung innerhalb der kleinen Lerngruppe, in den Schulaufgaben durchweg über gute bis sehr gute Schnitte freuen. Der Unterricht an sich besteht zumeist aus vier Teilen: dem individuellen und gemeinsamen Lesen neuer Vokabellisten, dem Üben neuer Zeichen, dem Bearbeiten von Hör-, Lese- und Schreibaufgaben sowie dem mündlichen Vorlesen oder Präsentieren. Auch jetzt in der 11. Jahrgangsstufe ist Chinesisch eine interessante Wahl geblieben. Unser Zeichenschatz hat sich stark erweitert, sodass wir mittlerweile komplexere Texte lesen und verfassen können. Auch sind wir bereits dazu fähig, nach dem Weg zu fragen, Essen zu bestellen oder das Äußere eines Menschen sowie das Innere einer Wohnung zu beschreiben.

Eine einmalige Gelegenheit, diese Kenntnisse zu erproben, erhält ein Teil unseres Kurses, der mit Frau Erdmann und Frau Ranke über den Verein „Bayerisch-Chinesische Schülerkontakte“ drei Wochen lang die knapp acht Millionen Einwohner zählende Stadt Qingdao am Gelben Meer besuchen wird. Alle Teilnehmer platzen regelrecht vor Vorfreude auf diese Chance, mit der chinesischen Sprache und Kultur in Kontakt zu kommen und so unbezahlbare Erfahrungen zu sammeln.

Thomas Voit, Q11

 

  

Französisch

 Salut und willkommen bei einem Einblick in den spätbeginnenden Französischunterricht am MTG!

Da wir finden, dass Latein nicht jedermanns Sache ist, entschieden wir uns gegen Ende der neunten Klasse dafür, Latein gegen spätbeginnendes Französisch zu ersetzen. Anfangs lernten wir einen kleinen Grundwortschatz mit Wörtern wie „Hallo!“ (Salut), „Wie geht’s? “ (Ça va) und „Willkommen“ (Bienvenue). Danach haben wir begonnen, die französische Grammatik kennen zu lernen und uns mit der Aussprache zu beschäftigen. Wir haben oft laut gelesen und der Unterricht war zu einigen Teilen auch schon auf Französisch. Dadurch, dass wir eine so kleine Gruppe waren, kam keine Frage zu kurz. Am Anfang des Jahres haben wir viele unbenotete Tests geschrieben, die uns geholfen haben, unsere Leistung einzuschätzen und uns auf die benoteten Tests vorzubereiten. Nach Schulaufgaben haben wir oft selbstgemachte französische Crêpes gegessen.

Unser Fazit: Es war für uns eine gute Entscheidung, Französisch zu wählen, die sich auch in der elften Jahrgangsstufe bestätigt hat, und wir beide denken ernsthaft darüber nach, das mündliche Französischabitur abzulegen. Auch die meisten anderen aus unserer Französischklasse sind mit ihrer Wahl zufrieden. Allerdings sollte man ebenfalls beachten, dass man jede spätbeginnende Fremdsprache bis zum Abitur belegen muss und auch, dass man dadurch die Möglichkeit hat, nur eine Naturwissenschaft in der Oberstufe zu belegen.

                                                                                   Michael Sattler, Kjeld Munnecke, Q11