Rico, Oscar und die Tieferschatten
Im letzten Schuljahr 22/23 konnten wir nach den vielen und langen Corona-Unterbrechungen endlich, endlich wieder mit einem im Theaterkurs erprobten Stück auf die Bühne des neu renovierten Kellertheaters unseres MTGs.
Wir hatten uns für den Kinderroman von Andreas Steinhöfel „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ entschieden. Ich hatte schon im letzten Sommer eine Freilichtbühnenfassung für fünf professionelle SchauspielerInnen geschrieben. Katharina Gänßbauer, die den Theaterkurs als Lehrkraft leitete, meinte nach der Lektüre: Das geht auch für unsere SchülerInnen!
Und siehe da, die Gruppe mochte die Idee sehr!
Denn die Geschichte ist sehr witzig und auch berührend. Der Junge Rico hält sich selber für „tiefbegabt“, weil er manchmal sehr lange für seine Gedanken braucht, aber manchmal purzeln sie auch viel zu schnell durcheinander. Dieser Rico freundet sich durch merkwürdige Umstände mit dem hochbegabten Oskar an und gemeinsam jagen sie den Kindesentführer „Mr. 2000“ durch Berlin. Rico wächst über sich selbst hinaus und Oskar hat am Schluss ein bisschen weniger Angst vor den Gefahren des Lebens.
Alle SchülerInnen durften sich nach dem lauten Lesen ihre Lieblingsrolle wünschen, aber auch Zweit- und Drittwünsche galt es zu berücksichtigen: Manche Rollen haben mehr, andere weniger Text – und der will gelernt sein! Denn mit dem Text in der Hand kann man nicht frei spielen. Außerdem hat auch jeder und jede Wirkung und Ausstrahlung auf der Bühne, die man selber erst kennenlernen muss, da sie nur von außen wahrgenommen werden kann.
So ist uns allen gemeinsam eine tolle Besetzung gelungen, die für alle gepasst hat. Anfangs haben wir uns immer wieder mit Übungen auf die Bühne vorbereitet, dann tauchten wir mehr und mehr in das Stück ein. Die Proben waren intensiv und fordernd, haben viel Spaß gemacht und waren manchmal auch echt anstrengend: Wer gut sein will, muss lernen – so ist das im Theater auch.
Dafür haben die beiden Aufführungen sowie die Premierenfeier danach zusammen mit den Technikern für alles entschädigt und die Zuschauer waren begeistert, mit wie viel Einfallsreichtum wir spielerisch ein einziges rotes Sofa verwandelt haben: in Frau Dahlings Fernsehsessel, in die Küche von Ricos Mama, in das Treppenhaus, die Straße, das Dach, den Keller, Westphals Bett, Ricos Versteck und wahrscheinlich noch mehr…
Aber das Beste waren die Bingo-Kugeln! Denn der Kniff der Theaterfassung ist es, die vielen Gedanken, die in Ricos Kopf immer mal wieder durcheinanderwirbeln, vom ganzen Ensemble spielen zu lassen. So gab es neben ganz ruhigen Momenten auch ganz schön Action!
Die Inszenierung war wie die Proben: eine intensive und abwechslungsreiche Zeit mit Höhen und Tiefen. Am Ende waren wir erleichtert: Wieder mal hat sich die ganze Mühe gelohnt!
Christian Schidlowsky, Regisseur, Autor und Theaterlehrer am MTG